Bluttransfusionsspritze "Rotanda" aus den 1950er-Jahren
Entwickelt wurde diese Spritze von dem Stuttgarter Instrumentemacher Wilhelm Haselmeier. Das Kopfstück dieser Spritze gibt ja nach Stellung des Spritzenkörpers einen von mehreren Wegen frei, was die alten umständlichen Zwei- oder Dreiwegehähne überflüsig machte. Die jeweils gewählte Einstellung markiert ein Pfeil auf dem Glaszylinder.
Für Bluttransfusionen wurde ein Modell mit 3 Wegen und meistens 50 oder 100 ml Fassungsvermögen einsetzt. Zwei der angeschlossenen Schläuche versah man mit Glaskanülen, die in die operativ eröffneten Venen des Spenders und des Empfängers eingenäht wurden. Der Fortsatz auf den Glaskanülen diente der besseren operativen Fixierung der Kanülen. Der dritte Schlauch wurde mit einem Gewicht versehen in einem Glasbehälter versenkt, der mit einer Natriumzitratlösung gefüllt war. Bei der Transfusion wurde die Spritze zuerst mit der gerinnungshemmenden Natriumzitratlösung gespült, dann durch Drehen des Spritzenzylinders der Weg zum Spender gewählt, Blut entnommen und nach Wahl des richtigen Ausgangs dem Empfänger übertragen. Nun wurde das System wieder gespült, anschließend Blut vom Spender entnommen usw. Spender und Empfänger lagen bei diesem Verfahren sehr dicht nebeneinander. Bei älteren Verfahren wurde statt dessen mit mehreren Spitzen gearbeitet.
Die therapeutische Bluttransfusion hatte zur Zeit der Konstruktion der Rotanda-Spritze im Deutschen Reich wieder eine Phase der Konjunktur, nachdem es im späten 19. Jahrhundert um sie still geworden war und statt dessen fast nur noch Kochsalzlösungen zum Einsatz kamen. Die "Wiederentdeckung" der Bluttransfusion hatte sich im deutschsprachigen Raum um 1910 ereignet, und zwar im Zusammenhang mit den Organtransplantationsversuchen, die viele Mediziner faszinierten - nicht nur Chirurgen, sondern auch Internisten
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